Interview mit CEO Katja Stommel: 100 Windparks für Volkswind

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Diesen Oktober feiert Volkswind den Baubeginn ihres 100sten Windparks. Von der ersten Anlage bis heute dabei ist Mitbegründerin, heutige CEO von Volkswind und Head Division Wind der Axpo Gruppe, Katja Stommel. Im Interview spricht sie über Herausforderungen, technologische Fortschritte und die Bedeutung von Windkraft. 

Was bedeutet der 100. Windpark für Volkswind?

Der 100. Windpark hat mir vor allem bewusst gemacht, wie viele Projekte wir in über 30 Jahren Windenergie bereits erfolgreich umgesetzt haben. Er macht unsere Entwicklung greifbar und zeigt, wie konsequent wir unseren Weg verfolgen, als Team und als Unternehmen. Es ist ein Moment, der deutlich macht, wie weit wir gekommen sind.

Was sind deine Erinnerungen an das erste Projekt?

Unsere erste Anlage stand in Ostbense, Ostfriesland: eine Enercon E-40, die siebte getriebelose Windkraftanlage, die Enercon je gebaut hat. Es war ein Abenteuer voller Herausforderungen. Der Sommer fühlte sich wie Herbst an, der Boden war schlammig, der LKW versank im Matsch, und wir mussten einen zweiten Kran organisieren, um die Anlage zu bergen. Trotzdem haben wir weitergemacht.

Warum habt ihr trotz dieser Startschwierigkeiten nicht aufgegeben?
Unsere Vision war klar: eine Alternative zur Kernkraft schaffen. Tschernobyl war noch präsent, und wir glaubten fest an Windenergie. Heute sehen wir, wie wichtig diese Entscheidung war – Wind- und Solarenergie sind zentrale Bausteine einer klimafreundlichen Zukunft.

Was waren die größten Herausforderungen und Erfolge auf dem Weg zum 100. Windpark?

Die Rahmenbedingungen änderten sich ständig. Mal gab es positive politische Signale, mal negative. Es gibt keinen geraden Weg in der Windkraft – man muss sich immer wieder neu erfinden. Der Ausbau erneuerbarer Energien erfordert Flexibilität und Innovationsgeist. 

Hast du ein Lieblingsprojekt?

Nein, ich finde sie alle spannend. Manche sind schön, manche sind herausfordernd. Alle sind anders, aber alle sind spannend.

Wie hat sich die Windkraftentwicklung in den letzten Jahren verändert?

Früher reichte ein Schnellhefter für den Genehmigungsantrag, heute sind es mehrere Aktenordner. Die Anforderungen sind durch das Bundesimmissionsschutzgesetz erheblich gestiegen.  Zum Glück können wir einige Anträge mittlerweile digital einreichen.

Wie geht es in den nächsten Jahren mit Volkswind weiter?

Volkswind wird weiter effizient und kostenoptimiert Windparks realisieren, in Deutschland, Frankreich, Finnland, Rumänien und in der Schweiz.

Welche technologischen Innovationen haben den größten Einfluss auf die Entwicklung der Windparks gehabt?

Die Rotoren sind grösser, die Nabenhöhe höher – dadurch wird mehr Wind eingefangen und effizienter genutzt. Zum Vergleich: Unsere erste Anlage hatte 0,5 MW Leistung, heute erreicht die grösste Vestas-Anlage 7 MW. Diese Entwicklungen helfen uns, auch Standorte mit moderaten Windverhältnissen wirtschaftlich zu nutzen.

Wie siehst du die Position von Volkswind im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Branche?

In Frankreich gehören wir nach den großen Industriekonzernen zu einem der größten Anbieter. Unser Fokus liegt auf den konsequenten Ausbau von Windenergie.

Welche regulatorischen Herausforderungen mussten überwunden werden und welche zukünftigen Änderungen erwartest du?

Die Regeln ändern sich ständig. Anfangs ist das oft frustrierend, aber dann suchen wir neue Wege, um Projekte wirtschaftlich umzusetzen. Wir analysieren kontinuierlich Marktentwicklungen und passen uns den neuen Gegebenheiten an.

Gibt es Pläne für eine Expansion in neue Märkte oder Regionen?

Wir prüfen laufend neue Märkte und investieren dort, wo wir hohes Potenzial sehen.

Wie siehst du die Rolle der Windenergie im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiequellen?

Windenergie ist eine der effizientesten Energiequellen, da sie wenig Landfläche benötigt und kostengünstig in der Produktion ist. Zudem steht sie auch nachts zur Verfügung. Im Energiemix spielt Windkraft eine entscheidende Rolle.

Wie schafft es Volkswind sich stets weiterzuentwickeln?

Wir hinterfragen kontinuierlich unsere Prozesse und fragen uns immer, ob etwas sinnvoll ist oder nicht. Wir bleiben offen für neue Ideen und setzen auf innovative Technologien. Das ist Teil unserer Unternehmenskultur: Offen sein und auch einmal Antworten akzeptieren, die einem vielleicht nicht so gefallen.

Katja, zum Schluss: Du gibst im November auf eigenen Wunsch die Leitung an Klaus Heckenberger ab und wirst dich deinem Family Business widmen. Was möchtest du Klaus für den weiteren Ausbau der Windenergie bei Axpo und Volkswind mit auf den Weg geben und worauf freust du dich persönlich in deinem nächsten Kapitel am meisten?

Ich wünsche ihm alles Gute und viel Erfolg. Dahinter versteckt sich viel Leidensfähigkeit, Disziplin und Kampfgeist um mit viel Humor die nicht enden wollenden Herausforderung des Windgeschäftes zu meistern. Persönlich freue ich mich auf ein wenig mehr Ruhe und hege die Hoffnung, dass der Prioritätenkampf von zu erledigenden Dingen auf meinem Schreibtisch ein Ende hat. Und natürlich darauf, dass ich wesentlich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann.

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